Hufe Teil 2

 

Drei Dinge stören mich an der Bearbeitung von Pferdehufen wenn ich mich so umschaue:

 

  1. Barhufe werden so bearbeitet, als ob ein Eisen drunter sollte

  2. Das Pferd wird im Stand und nicht in der Bewegung beurteilt

  3. Es wird versucht, das Bein von unten her geradezuziehen

 

zu1.: Wenn man bedenkt, dass die Evolution des Pferdes schon 60Millionen Jahre andauert und die Zeit, die sie davon mit uns Menschen verbringen, nur ein Wimpernschlag ist – dann muss man doch davon ausgehen, dass es in der Natur des Pferdes ganz gute Regulationsmechanismen gibt, die es so lange ohne uns (und ohne Hufbearbeitung) haben überleben lassen.

Was ihnen in der zivilisierten Welt jedoch fehlt ist, neben der Möglichkeit, sich frei und ohne zusätzliches Gewicht zu bewegen, genügend Hornabrieb. Gibt es zuwenig Abrieb, müssen wir die Hufe kürzen, gibt es zu viel, schützen wir sie mit Eisen oder Hufschuhen und müssen sie dann doch wieder kürzen. Die Frage ist nur, wie. Wäre es nicht am sinnvollsten, sie so zu kürzen, wie sie es selbst unter natürlichen Bedingungen tun würden?

Ein Huf, der nicht nur auf Asphalt unterwegs ist, reibt sich doch nicht nur von unten ab. Auch ein wenig von außen, von hinten und besonders von innen. Er wird ausgehölt, erhält Konkavität. Mein Eindruck ist, dass hiermit zusammenhängt, dass der Huf nach unten hin breiter wird. Der Erdboden, in den sich der Huf drückt, füllt den Huf aus und drückt die Hufwand an allen Stellen auseinander. Die Konkavität ermöglicht erst, dass der Huf sich unter Belastung weiten kann, was als Hufmechanismus bekannt ist und einen wichtigen Beitrag für die Durchblutung leistet. Das bedeutet doch, dass der natürliche Huf erst unter Belastung eine plane Tragfläche haben wird, nicht im aufgehobenen Zustand, wo er ja begutachtet und bearbeitet wird. Ich denke das sollte man berücksichtigen. Ich sehe oft, dass Hufe im Trachtenbereich, nicht nur zu viel oder zuwenig, sondern auch nur von unten gekürzt werden. Ein „Öffnen“, Anschrägen oder Abrunden, ein Ausarbeiten der Konkavität, fehlt. Auch wird oft nicht darauf geachtet, ob die Trachtenendkanten auf einer Höhe sind und Trachtenwände den Ballen quetschen. Mir fehlt da einfach die Betrachtung des Hufs als dreidimensionales Gebilde. Meines Erachtens hemmt man dadurch den natürlichen Hufmechanismus und produziert Zwanghufe.

 

Zu 2. und 3.:

Jeder weiß dass es eigentlich die Pflicht des Hufschmiedes ist, sich das Pferd vorher und nachher in Bewegung anzuschauen. Man sieht das selten. Und ich muss sagen, ich kann verstehen, dass Schmiede und Hufpfleger sich das abgewöhnt haben.

 

Auch ich finde ein Pferd, das völlig unmotiviert hinter seinem Besitzer herschleicht, als wäre es auf dem Weg zum Schlachter, nicht sehr aussagekräftig. Bewegung ist nicht gleich Bewegung. Es gibt Energiespargang und es gibt Bewegung im Bewegungsmodus. Da ist die Gesamtkörperspannung eine ganz andere und man sieht dann teilweise von einer Sekunde auf die andere völlig andere Bewegungsabläufe. Dann kann das Pferd, dann nämlich wenn es drauf ankommt, sehr wohl seine Beine gerade hinsetzen. Für mich ist es zunächst mal ok, wenn ein ruhendes Pferd mit ein- oder ausgedrehten Beinen dasteht. Langfristig sollte man sich vielleicht schon fragen, ob das nicht optimierbar ist. Sicher ist aber: wenn, dann ist es eine Trainingsfrage. Denn es kommt von oben. Innen-oder Außenrotationen sowie Adduktion und Abduktion entstehen in der Rumpftrage- und Gliedmaßenträgermuskulatur, die sich auf Schulterblatt und Oberarmhöhe befindet. Selten sind tatsächlich die Knochen schief! Die Faszien halten aufgrund assymetrischer Bewegungsgewohnheit das Bein im entspannten Zustand in einer verdrehten Position. Mir ist dazu eine Aussage eines Hufschmieds in Erinnerung, die mir einfach nicht einleuchten will. Zunächst: „Tja an der zehenweiten Stellung kann ich leider nichts machen, das Knochenwachstum ist abgeschlossen, das geht nur beim Fohlen.“ Wenige Minuten später kürzte er den Huf partiell an der Außenseite, die ohnehin schon kürzer und niedriger war als die Innenseite, mit der Begründung, das Bein „ziehe sich dadurch gerade“. Super. Dann sieht das Bein im Stand schön gerade aus, aber die Faszien müssen massiv unter Spannung stehen! Nein, für mich muss der Huf zum Bein passen und nicht auf Biegen und Brechen gerade in der Landschaft stehen. Zeigt ein Bein nach innen oder außen, muss dies auch der Huf tun. Erst dann hat das Pferd die Möglichkeit, beides wieder achsengerecht hinzustellen.  

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