Das Auge schulen

 Diesen über-20-jährigen Wallach haben wir nach monatelanger Lahmheit auf beiden Vorderbeinen und ca einem Jahr Reitpause wieder antrainiert. Lange kann er diese Haltung noch nicht bewahren. Aber das Bild zeigt, dass ich ihm vermitteln konnte, was ich von ihm möchte: Gleichgewicht und Selbsthaltung. Ich freue mich so, wenn die Besitzer solcher Pferde wieder richtig  stolz auf ihr Tier sein können und vor allem, weil ich das Gefühl habe, dass auch das Pferd Spaß an seinem eigenen Körper hat.  Was mir an dem Bild gefällt? Dass das Pferd mitsamt den beiden stützenden Beinen senkrecht zum Boden steht, der Fesselkopf des Hinterbeins tiefer absinkt als der des Vorderbeins, der Hals vom Ansatz her aufgerichtet aus dem Rumpf herauskommt (das könnte noch etwas mehr sein) und das Pferd sich nicht auf dem Zügel als fünftes Bein abstützt.  Man hat nicht das Gefühl, dass das Pferd im nächsten Moment auf das freie Beinpaar oder gar auf die Nase fallen würde. Es gibt auf Reitbildern mehr zu sehen als nur eine schöne Kopfhaltung. Achtet doch auf die Beine! Mit den Beinen läuft das Pferd, nicht mit dem Kopf. Die Kopfhaltung ist nur das Resultat dessen, was die Beine zu tun im Stande sind. Hier ist sie noch nicht perfekt. Etwas zu tief, das Genick ist nicht der höchste Punkt.  Aber immerhin getragen. Wie gesagt, sie zeigt, was sein Körper zum jetzigen Zeitpunkt leistet bzw leisten kann.