Körper und Geist bzw. Psyche getrennt zu betrachten, macht beim Pferd noch weniger Sinn als beim Menschen. Ohne den Körper kann sich das Pferd weder ausdrücken, noch wahrnehmen und sich auch nicht fortbewegen. Für mich ist deshalb der Schlüssel, ein Pferd zu verstehen und sein Vertrauen zu gewinnen, zunächst seinen Körper zu verstehen. Den des individuellen Pferdes, aber auch den Pferdekörper allgemein. Dazu schlage ich folgendes Experiment vor: Stell dich neben ein Pferd oder gehe neben ihm her. Nun stelle dir vor, du hättest seinen Körper. Da geht es schon los: Stellst du dich neben seinen Kopf, um mit den Sinnesorganen auf der selben Höhe zu sein wie es? Stellst du dich neben die Vorderbeine, um deine herabhängenden Arme mit seiner Vorhand auszurichten? Oder neben die Hinterbeine um deine am Boden stehenden Füße parallel zu seinen Hinterhufen zu haben? Und nun stell dir vor, du stehst hier mit deinen Füßen und dein Kopf, inklusive Gleichgewichtsorgan, ist zwei Meter weiter vorne! Wie krass ist bitte diese Vorstellung ? Bei uns ist alles praktisch senkrecht übereinander angeordnet. Kannst du dir jetzt vorstellen, was für eine Leistung es ist, dass so ein langes Tier nicht aus der Kurve fliegt? Und dass es nicht so einfach ist, anzuhalten, wenn man einmal in Bewegung ist, besonders bergab? Und dass ein Pferd mit wenig trainierter Körperwahrnehmung vielleicht nicht merkt dass sein Hinterteil ausschwenkt wenn der Kopf zu Seite guckt?